Die Technologie künstliche Intelligenz (KI) ist das Hype-Thema der letzten Jahre, dabei ist KI nichts Neues: Bereits in den 1950ern entstanden die ersten Pionierprojekte. Doch welche Entwicklungen fanden statt, damit fast jede Branche sich Gedanken zum Einsatz von KI macht? Ein Einblick in die Geschichte zeigt, wie sich die Technologie bis heute entwickelt hat.
Unternehmen können immer weniger auf künstliche Intelligenz verzichten, wenn sie Kosten sparen oder Prozesse optimieren wollen. Und auch im Alltag vieler Menschen ist KI längst angekommen: Siri, Alexa oder zahlreiche Chat Bots bieten tagtägliche Berührungspunkte mit intelligenten Robotern, die das Leben einfacher machen sollen. Dass die Technologie heute allgegenwärtig und massentauglich ist, haben wir einer Reihe von Pionieren, Wissenschaftlern und Unternehmen zu verdanken.
1950: Turing Test
Der Mathematiker Alan Turing entwickelt den Turing Test, um herauszufinden, ob eine Maschine und ein Mensch gleichwertiges Denkvermögen haben. Dieses Konzept entwickelte sich im Laufe der KI-Forschung zu einem wichtigen Anhaltspunkt. Für diesen Test sollen Menschen über Monitor und Tastatur mit beliebigen Fragen und Antworten herausfinden, ob es sich bei dem Gegenüber um einen Menschen oder eine Maschine handelt. Dadurch werden laut Turing physische Eigenschaften wie Stimme oder Aussehen ausgeschaltet und Testpersonen können sich ausschließlich auf die Intelligenz des Gegenübers konzentrieren.
1955: Der Begriff "Artificial Intelligence"
Im Jahr 1955 taucht der Begriff Artificial Intelligence, also künstliche Intelligenz, zum ersten Mal auf. Der US-amerikanische Informatiker John McCarthy nutze diese Bezeichnung erstmals in einem Förderantrag für die erste Konferenz über künstliche Intelligenz am Dartmouth College. Auf der Konferenz trafen sich zehn Teilnehmer, um herauszufinden, wie sie Maschinen dazu bringen können, Sprache zu nutzen oder Probleme zu lösen wie es bisher nur der Mensch kann.
1966: Der Chat Bot Eliza
Eliza gilt als einer der ersten Chat Bots und simuliert einen Psychotherapeuten. Für die Kommunikation verwendet er ein Thesaurus, also ein Wörterbuch, um die eingegebenen Sätze nach Synonymen oder Oberbegriffen zu durchsuchen. Der Nutzer kann deshalb zwar schnell herausfinden, dass er mit einer Maschine kommuniziert, Eliza gilt aber trotzdem als frühe Umsetzung des Turing Tests. Hier kann man auch heute noch mit Eliza kommunizieren.
1979er-1980er: KI Winter
Nach dem Boom der frühen Forschungen, gab es in den 70ern und 80ern eine Pause in der Entwicklung von neuen Softwares und Programmen mit KI.
1997: Deep Blue
Der Schachcomputer Deep Blue von IBM gewann einen Turnierkampf aus sechs Partien gegen den damaligen Schachweltmeister Garri Kasparov - ein Jahr zuvor verlor der Computer noch gegen ihn. Der Sieg von Deep Blue sorgte weltweit für Hysterie und Angst, bald von Maschinen ersetzt zu werden.
2011: Siri
Apple baute im iPhone 4s einen intelligenten Sprachassistenten ein: Siri. Die Software erkennt und verarbeitet natürliche Sprache und kann so als persönlicher Assistent agieren. Siri liefert Antworten auf Anfragen oder führt Befehle aus, die der Nutzer sonst manuell eingeben müsste und reagiert auf langes Drücken der Home-Taste oder den Befehl „Hey, Siri“. Sie sammelt „Erfahrungen“, also erkennt Muster in wiederkehrenden Eingaben der Nutzer und wird mithilfe von Machine Learning immer besser und hilfreicher.
2011: Watson
Der sogenannte Supercomputer Watson, benannt nach IBM-Gründer Thomas J. Watson, wurde weltweit bekannt, als er in der US-amerikanischen Quizshow Jeopardy gegen seine zwei menschlichen Gegner gewann. Watson kann Fragen mit natürlicher Sprache beantworten und greift dafür auf so viel Hardware und Daten zurück, dass der Server-Raum zehn Kühlschränke aufnehmen könnte.
2014: Alexa
Mit Amazons Alexa wandert ein weiterer intelligenter Sprachassistent in das Leben vieler Menschen und steht von nun an in vielen Küchen, Wohn- oder Schlafzimmern. Anders als die Sprachassistenten von Smartphones, muss Alexa an einer Steckdose angeschlossen sein und reagiert erst, wenn man sie mit „Alexa“ anspricht. Datenschützer kritisieren den sorglosen Umgang der Anwender mit digitalen Assistenten und die dauerhafte Speicherung der Sprachbefehle in der Amazon-Cloud. Das Unternehmen argumentiert aber, dass die eingegebenen Sprachbefehle gelöscht werden können, die vorhandenen Daten aber für der Verbesserung des Systems notwendig sind.
2016: Tay
Microsoft startete auf Twitter den Chat Bot Tay – und musste ihn 16 Stunden später wieder ausschalten. Grund dafür waren rassistische und sexistische Äußerungen. Tay war lernfähig und sollte immer klüger werden, je mehr sie mit echten Menschen kommunizierte. Microsoft entschuldigte sich später dafür, den Missbrauch nicht vorhergesehen zu haben. Sie wollen Tay wiederbeleben, wenn sie sicher sein können, dass sie im Einklang mit Microsofts Prinzipien und Werten agiert.
2017: AlphaGo
Das Google-Programm AlphaGo schlug den weltbesten Spieler Ke Jie in dem Spiel Go nachdem er ein Jahr zuvor bereits Lee Sedol geschlagen hatte. Das Spiel ist deutlich komplexer als Schach und galt bislang als zu komplex für Computer. Anders als der Schachcomputer Deep Blue, der alle Spielzüge analysiert, um den bestmöglichen herauszufinden, lernt AlphaGo wie ein Mensch: Die Software erhielt Daten von Millionen Zügen menschlicher Spieler und spielte Millionen Partien gegen sich selbst. Dabei analysierte das System, welche Züge sie zum Sieg brachten. Der Sieg von AlphaGo wird mit dem Match von Kasparov und Deep Blue hinsichtlich seiner Bedeutung für die Entwicklung der KI verglichen.
2018: EU-Leitlinien KI
Die EU-Kommission setzt sich mit Vertretern aus Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft zum Thema Ethik in der künstlichen Intelligenz zusammen und erstellt erstmals Leitlinien. Und auch die Bundesregierung reagiert mit einer EU-unabhängigen Datenethikkommission auf Fragen im Umgang mit KI.
Die Technologie entwickelt sich immer schneller weiter und ist schon lange kein abstraktes Konstrukt mehr, sondern ein massentaugliches Hilfsmittel wie Siri und Co. zeigen. Und auch der Umgang mit der intelligenten Maschine hat sich verändert: Die Angst vor der Übermacht der Maschine ist häufig Faszination gewichen. Das liegt wohl vor allem daran, dass wir ständig künstliche Intelligenzen in unseren Hosentaschen mit uns herumtragen, mit ihnen kommunizieren können und sie uns auch in Zukunft mit unseren Problemen behilflich sind. Das heißt aber nicht, dass jeder sorglos mit künstlicher Intelligenz umgeht und sich keine Sorgen mehr macht. Vielmehr ist eine gesunde Skepsis sogar angebracht, um sich auch den Schattenseiten der Entwicklung bewusst zu sein und ethische Grundsätze für KI zu entwickeln.