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KI-Experte: Der vielleicht begehrteste Job auf dem weltweiten Arbeitsmarkt

Geschrieben von Sarah Heuser | 10. Mai 2019 06:52:28 Z


Der Wunsch nach Lösungen mit künstlicher Intelligenz nimmt immer stärker zu – und damit auch der Bedarf an KI-Experten. Das resultiert in hohen Gehältern, Abwanderung ins Ausland und Frustration auf Seiten der Unternehmen und Forschungseinrichtungen.

Künstliche Intelligenz (KI) galt jahrelang als Nischenfach in der Informatik. Mittlerweile hat sich das radikal geändert und immer mehr Unternehmen wollen KI-Lösungen implementieren. Der Bedarf nach Experten übertrifft die Anzahl der KI-Spezialisten, die es aktuell gibt, jedoch um ein Vielfaches. Nach einer Recherche des chinesischen Internetriesen Tencents gibt es weltweit etwa 300.000 Experten, Universitäten und Unternehmen suchen jedoch mindestens eine Million Spezialisten. Laut einer Bitkom-Studie stieg die Zahl der freien Jobs in der IT in Deutschland 2018 auf 82.000 an.

Der Bedarf ist so hoch, dass die angebotenen Löhne nicht selten im sechsstelligen Bereich liegen. Deshalb kann es vor allem im Silicon Valley passieren, dass junge Menschen, die gerade erst die Uni mit einem Doktortitel verlassen haben, bereits Gehälter zwischen 300.000 und 500.000 Dollar pro Jahr erhalten. Deutsche Unternehmen können diesen Lohn allerdings häufig nicht zahlen: Drei Viertel der befragten Unternehmen aus der Bitkom-Studie gaben an, dass sie die geforderten Gehaltsvorstellungen als zu hoch einstufen. Und das ist ein Grund, wieso in deutschen Unternehmen offene IT-Stellen durchschnittlich fünf Monate unbesetzt bleiben, obwohl Fachkräfte dringend benötigt werden.

Braindrain und der Mangel an Professoren für die nächsten KI-Experten

Immer weniger Forscher bleiben an den Unis und werden stattdessen von den Internetgiganten Amazon, Facebook, Google oder Microsoft abgeworben. Auch aus Deutschland werden immer mehr KI-Experten ins Ausland gelockt, auch wegen der hohen Gehälter im Silicon Valley. Dieser Braindrain führt dazu, dass es an Professoren an den Hochschulen mangelt, die die nächste Generation der KI-Experten ausbilden können.

Um nicht den Anschluss in Forschung und Entwicklung zu verlieren, hat die deutsche Bundesregierung Mitte November die nationale KI-Strategie bekanntgegeben. Diese sieht Investitionen in Höhe von 3 Milliarden Euro vor, 100 neue Professuren im Bereich der künstlichen Intelligenz und die Gewinnung von ausländischen KI-Experten. Bislang ist vor allem Kritik an der Strategie laut geworden: Sie sei sehr vage, brauche klar definierte Ziele, Machine Learning spielt eine zu untergeordnete Rolle und auch über die zu geringe Investitionssumme wird diskutiert.

Künstliche Intelligenz studieren

Trotz der Kritik, Deutschland sei abgeschlagen, gibt es mittlerweile ganze Studiengänge, die sich mit diesem Thema befassen, wie zum Beispiel Humanoide Robotik an der Beuth Hochschule für Technik, Robotics, Cognition, Intelligence an der Technischen Universität München oder der Schwerpunkt Künstliche Intelligenz und Angewandte Informatik an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Weil KI-Studiengänge in Deutschland gerade erst in den Kinderschuhen stecken, greifen Unternehmen gerne auf Kandidaten aus Fächern wie (Wirtschafts-)Informatik, Mathematik, Maschinenbau oder Wirtschaftsingenieurswesen mit Kenntnissen im Bereich KI und Programmiersprachen zurück.

Auch China will die Entwicklung von KI vorantreiben und einen großen Talentpool aufbauen. Dieser Plan ist aber schon weiter fortgeschritten als in Deutschland: Die chinesische Regierung hat 35 Universitäten die Genehmigung erteilt ab Herbst 2019 KI-relevante Studiengänge zu etablieren. Bis 2020 sollen bereits Durchbrüche in grundlegenden Theorien und Schlüsseltechnologien erzielt werden.

Unternehmen bilden eigene Experten aus

Den Unternehmen kann die Ausbildung nicht schnell genug gehen. Denn bis genügend KI-Experten qualifiziert sind, kann es noch einige Jahre dauern. Jahre, die die Unternehmen nicht warten können. LinkedIn bildet daher seine eigenen KI-Experten aus, bei Facebook geben sie Kollegen Einführungen in die Grundlagen ihrer Arbeit.

KI-Experten sind jedoch nicht nur in Forschungseinrichtungen oder Großkonzernen gefragt, sondern auch in kleinen und mittelständischen deutschen Unternehmen und werden dort aus- und weitergebildet. Der Job eines KI-Expertenkann hier verschiedene Ausrichtungen haben: So kann zwischen KI-Entwicklern, Machine Learning Engineers und Developern oder Consultants für KI und ML unterschieden werden. Deutsche Gehälter liegen hier meist zwischen 50.000 und 90.000 Euro pro Jahr.

Wie der Arbeitsalltag eines KI-Experten in einem mittelständischen IT-Unternehmen aussieht und was genau die Aufgaben als KI-Experte sind, lesen Sie im Interview mit dem solvatio-Machine Learning Experten Roman Ernst.

Zusammenfassung:

- Der Bedarf an KI-Experten übersteigt die Zahl der tatsächlichen Spezialisten um ein Vielfaches. Daher bleiben diese Stellen teilweise monatelang unbesetzt.

- Unternehmen aus dem Silicon Valley locken Experten aus dem Ausland mit hohen Summen. Dieser Braindrain sorgt dafür, dass es an Professoren fehlt, die die nächste Generation ausbilden kann.