Im März 2019 startete die Auktion der 5G-Frequenzen der Bundesnetzagentur. Seitdem wird immer häufiger von 5G gesprochen. Aber was bedeutet das eigentlich? Welche Vorteile bietet die neue Technologie und wieso wird sie von manchen kritisch gesehen?
2001 konnten Handybenutzer im GSM-Netz, also dem Netz der zweiten Generation (2G), mit 0,01 Mbit/s surfen. Nun ist die 5. Generation der Mobilfunknetze verfügbar und verspricht eine Geschwindigkeit von 10 Gbit/s. Dennoch werden die Netzanbieter weiterhin auf LTE setzen und die Maximalgeschwindigkeit von 5G nicht erreichen. Für den privaten Gebrauch reicht LTE aus, selbst bei 4K Streaming, obwohl die Möglichkeiten bis heute noch nicht vollständig aufgebraucht sind. Für die Industrie bringt 5G jedoch große Vorteile. Denn 5G ermöglicht, dass sehr viel mehr Daten in sehr viel kürzerer Zeit übertragen werden. Genauer: Die Datenübertragung mit 5G ist 100-mal so schnell wie mit 4G/LTE.
Die Auktion der 5G-Frequenzen ist in Deutschland noch immer nicht abgeschlossen – sie ist damit die längste Auktion bisher. Die Gebote sind mittlerweile bei sechs Milliarden Euro angelangt – im Vorhinein wurden Preise zwischen drei und fünf Milliarden Euro erwartet. In der Auktion bieten die Mobilfunkanbieter Telekom, Vodafone und Telefónica und erstmals Neueinsteiger 1&1 Drillisch um 5G-Frequenzen. Das vorhandene Spektrum unterhalb von 1 Gigahertz (GHz) wurde bereits versteigert, aktuell wird der Bereich zwischen 2,6 und 3,5 GHz versteigert, wenn Kapazitätbedarf besteht. Im letzten Schritt sollen in Zukunft Frequenzen ab 26-GHz bereitgestellt werden. Die Wellen sind so kurz, dass sie kaum in der Lage sind, Gebäudewände zu durchdringen. Deshalb werden sie in Deutschland aktuell noch nicht zur Versteigerung freigegeben.
An den Kauf der Frequenzen sind Bedingungen geknüpft: So müssen die Anbieter bis 2022 mindestens 98% aller Haushalte mit mindestens 100 Mbit/s versorgen sowie auf Bahnstrecken mit mehr als 2.000 täglichen Fahrgästen, alle Autobahnen und die wichtigsten Bundesstraßen die Geschwindigkeit zur Verfügung stellen. Bis 2024 sollten die restlichen Bundessstraßen folgen und Landes- sowie Staatsstraßen, Seehäfen und übrige Bahnstrecken mit mindestens 50 Mbit/s ausgestattet sein.
Für viele Industrieunternehmen ist 5G aber auch schon jetzt ein hochaktuelles Thema. Unternehmen, die einen Einsatz planen, wollen die neue Technologie in der vernetzten Produktion einsetzen, Augmented oder Virtual Reality nutzen oder Echtzeitkommunikation zwischen Maschinen ermöglichen. Das ist zwar bereits mit der aktuellen Technik möglich, 5G bedeutet jedoch geringere Latenzen und flüssigere Daten- und Bildübertragung.
Fabriken können auf Kabel verzichten und mobile Roboter einsetzen oder die Landwirtschaft kann hochauflösende Bilder von Pflanzen sofort auswerten und Maßnahmen ergreifen. Das funktioniert im Gewächshaus mit Glasfaser, auf dem Feld in Brandenburg benötigen die Bauern dafür 5G. Auch autonome Fahrzeuge können von 5G durch die Echtzeitkommunikation profitieren.
Trotz all dieser Vorteile ist der 5G-Einsatz für 55% aller Industrieunternehmen laut einer Bitkom-Studie noch nicht relevant.
Die USA und Südkorea haben Deutschland und die EU im 5G-Ausbau längst abhängt: Während in Deutschland gerade erst die Frequenzen versteigert werden und die EU über die Harmonisierung derer berät, hat Südkorea im April als erstes Land der Welt flächendeckend 5G in Betrieb genommen. Auch die US-amerikanischen Städten Chicago und Minneapolis sind nun an das 5G-Netz angeschlossen.
In Europa ist das Bild dagegen gemischt. Finnland und Estland bieten bereits erste 5G-Mobilfunkverträge an. Großbritannien versteigerte die Frequenzen bereits im April 2018, eingeführt werden soll 5G jedoch frühestens 2020. In diesem Jahr will auch Frankreich die erste Großstadt mit 5G ausrüsten. Deutschland liegt dem Europe 5G Readiness Index Reports zufolge auf Platz 7 im Vergleich zu 37 anderen europäischen Ländern. Finnland, Schweden und die Schweiz liegen auf den ersten Plätzen.
Will man sich auf YouTube über 5G informieren, erscheinen sofort Horrorszenarien und Warnungen für die Gesundheit. Denn für 5G werden neue Frequenzbereiche, mehr Sender und mehr Antennen benötigt. Es gibt zwar Grenzwerte, die sich an der Heizwirkung von Funkwellen orientieren – diese werden beispielsweise bei Mikrowellen verwendet – es gibt aber neue Studien zu athermischen Effekten. Diese Effekte erhöhen die Temperatur nicht und liegen damit unter dem Grenzwert. Sie sollen aber für Gendefekte, Krebs und Konzentrationsmangel verantwortlich sein. Im vergangenen September forderten 180 Ärzte aus 36 Ländern deshalb einen Stopp von 5G bis die gesundheitlichen Effekte endgültig geklärt sind. Das Bundesamt für Strahlenschutz moniert die methodische Schwäche der Studie, möchte sich aber an einer Wiederholungsstudie beteiligen. Das Hauptproblem ist, dass die athermischen Effekte weder belegt noch ausgeschlossen werden können.
Fakt ist, dass 5G schon bald Realität sein wird – vor allem für die Industrie. Privatpersonen in Deutschland werden hingegen erst einmal keine Auswirkungen spüren, auch weil die aktuellen Smartphones noch gar nicht technisch dafür ausgerüstet sind. Allerdings haben 18 Smartphone-Hersteller wie Asus, LG und HTC angekündigt, 5G-fähige Smartphones auf den Markt bringen zu wollen.
- 5G ist eine Mobilfunktechnologie der fünften Generation, von der aktuell in Deutschland vor allem die Industrie profitiert.
- Mit 5G ist die Datenübertragung 100-mal schneller als mit 4G/LTE.
- Ob die neue Technologie gesundheitliche Risiken birgt ist noch nicht geklärt.